Hallo und Humppa nach Deutschland,

Kilometer heute: 340km

Wir melden uns heute aus Achinduich kurz vor der Ortschaft Lairg. Auch das muss man sicher noch erklären. Das dürfte jetzt schon offiziell zu den schottischen Highlands zählen. Wir sind nördlich von Inverness. Der „letzten“ größeren Stadt hier oben im Norden.

Das wichtigste vorweg: Wir hatten heute keinen Regen. D.h. wir hatten heute eigentlich die besten Bedingungen zu fahren. Und das haben wir auch gemacht. Was für eine großartige Strecke. Das hat so viel Spaß gemacht. Genau deswegen habe ich so einen Spaß an dieser Art von Urlaub.

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Distance: 0km

Heute Morgen sind wir in Blairgrowie gestartet. Etwas nördlich von Edinburgh. Etwas südlich vom Cairngorm National Park. Durch den sind wir heute Morgen auch als erstes durchgefahren.

Irgendwie waren wir schon um 07:30h wach. Im Hotel gabs eh kein Frühstück, also wir hätten es extra buchen müssen. Und das haben wir nicht gemacht. Also gabs ein paar Reste aus dem Gepäck und wir hatten eh sehr gut gegessen gestern. Also saßen wir heute auch schon um 08:30h auf den Moppeds und sind los gefahren. Ich glaube so früh haben wir das noch nie geschafft.

Es geht weiter in den Norden. Als erstes eben einmal durch den Cairngorm Nationalpark. Da gibt es die ersten Eindrücke der Highlands. Es geht Hoch bis auf gut 700m. Das ist nicht viel. Aber das macht es hier schon recht karg. Was es natürlich auch schon visuell sehr interessant macht. Wir haben gerade noch die richtige Zeit erwischt. Den das Heidekraut blüht gerade noch. Und das steht hier überall. Weite Strecken stehen hier keine Wälder mehr. Über weiter Strecken finden sich hier nur Moose und Heidekraut. Schon fast ein bisschen wie auf Island. Und weil das Heidekraut so schön lila blüht, sind hier ganze Berge ganz in lila. Das sieht richtig großartig aus.

Die Temperaturen gehen heute runter bis auf 9°C. Auch ohne Regen ist das nicht zu warm. In der Sonne und mit entsprechend mehr Innenfutter geht das aber sehr gut.

Zwischen den lila Bergen gibt es dann immer wieder weiße Punkte. Schafe. Der häufigste Bewohner Schottlands ist das Schaf. Es gibt hier mindestens 10 mal mehr Schafe als Menschen. Wahrscheinlich noch deutlich mehr.

Die Strecken durch den Nationalpark und eigentlich den ganzen Tag waren aber auch super. Wir waren kaum auf den größeren Straßen unterwegs. Dort sind schon die ein oder andere Touristen unterwegs. Man sieht doch einige Wohnmobile hier fahren. Aber nicht auf unseren Strecken. Da haben die Wohnmobile keinen Spaß. Aber wir schon.

Die Straßen sind trocken und vor allem kurvenreich. An vielen Stellen auch vertikal. Da geht es immer wieder rauf und runter und dann in die nächste Kurve. Das macht richtig, richtig Spaß. Das fahren wir gar nicht wirklich schnell, aber es ist ein richtig tolles pendeln durch diese großartige Landschaft. Und kein Regen. Nach gestern weiß man das gleich nochmal mehr zu schätzen. Hatte ich schon erwähnt wie viel Spaß das macht und was das für eine großartige Strecke ist?

Nach dem Cairngorm National Park kommen wir in die Gegend von Dufftown. Der Welthauptstadt des Schottischen Whiskys wenn man so will. Hier auf der Ecke in Speyside entlang des Spey Flusses reiht sich eine bekannte Whisky Distillery nach der anderen ein. Auf der Ecke sind wir auch schon 2016 vorbei gekommen. Heute versuchen wir noch ein paar andere Strecken zu nehmen.

Wir halten nochmal kurz bei Glenfiddich an. Direkt nebenan oder eigentlich mit dem dem gleichen Gelände auch The Balvenie. Beide gehören zu William Grant & Sons. Leider gabs heute keine Führungen mehr. Alles schon ausgebucht. Also bleiben wir bei ein paar Fotos von Außen.

In Dufftown halten wir auch noch kurz zum Tanken an. Das ist ein kleiner kombinierter Tank und Werkstattbetrieb zu sein. Als wir unsere Mopped neben die Säulen gestellt haben kam auch schon ein älterer Herr aus dem Laden. Ob er tanken soll, oder ob wir das selber machen wollen. Man kam ins Gespräch. Er fährt ja auch selber BMW. Früher mal mehr als jetzt. Wollte auch wissen wo wir her kommen und wo wir noch hinfahren. Er meinte auch, dass es jetzt gerade eine Harley Treffen in Schottland gab. Über 5.000 Biker würden da kommen. Vermutlich das größte Treffen Europas. Nach einer kurzen Recherche habe ich das Event zwar nicht gefunden. Das größte Europas ist es auf jeden Fall nicht. Aber es war ein sehr nettes Gespräch. Und gut zu verstehen war er für einen Schotten auch noch.

Nach dem wir gestern schon einen Autounfall gesehen hatten ging es heute gleich weiter. Erst wurde eins gerade aufgeladen und hatte ein größeres Loch im Heck, keine Ahnung wie er das „eingeparkt“ hatte, da lag auch etwas später schon das nächste Auto im Graben. Das schien aber noch vom Vortag da Bruch.

Aber im Großen und Ganzen erfüllen die schon an vielen Stellen ein britisches Klischee und man sieht sehr viele Range Rover hier fahren. Älter Defender auch überdurchschnittlich.

Bei einem Fotostopp neben der Strecke habe ich hier sogar kleine fleichfressende Pflanzen gefunden. Einfach toll hier.

Für heute Nacht sagt das Regenradar wieder Regen an. Da soll noch ordentlich was runter kommen. Also haben wir für die Nacht wieder ein Hotel ausgesucht. So viele gibt es aber hier oben nicht mehr. Und wenn, dann sind die schon sehr teuer. Die günstigste Option für 127 EUR die Nacht ist hier bei Lairg. Hab ich auch wieder per Online-Plattform gebucht. Auf den Bildern ein großes Haus und Zimmer die könnten sicher wieder mal eine Überholung gebrauchen.

Aber vor Ort erinnert uns das doch sehr an unsere Zombie-Hotel Erfahrung aus den USA. An der Straße ist das Hotel nur durch ein sehr kleines Schild ausgezeichnet. Da muss man schon wissen, dass man da hin will. Dann geht es erst einmal einen Schotterweg den Berg hinauf. Eine Abzweigung ist mit einem Pylon und einer umgekippten Schubkarre abgesperrt. Dann taucht irgendwann das Hotel vom Bild hinter den Bäumen auf. Als man sich dann den Schotter hoch gewunden hat und auf dem größeren Parkplatz hinter dem Haus steht, stellt man schon fest, dass das Haus die besten Jahr weit hinter sich hat. Vieles ist kaputt. Im Erdgeschoss macht man hinter den Scheiben schon die ersten Baustellen aus. Ein Schriftzug mit dem Namen „Hotel“ oder Ähnlich fehlt. Keine Ahnung wo wir hin müssen. Ich gucke nochmal in meine Mails ob wir hier auch richtig sind. Ich hab inzwischen eine Mail mit den Anweisungen bekommen. Es gibt eine offene Tür und drinnen hängen Schlüsselboxen. Wir haben den Code für das Zimmer 25 bekommen. Wir kriegen den Schlüssel und suchen erst einmal unser Zimmer.

Das liegt natürlich ganz am anderen Ende des in der Tat nicht kleinen Gebäudes. Wir hier überall üblich ist alles mit Teppich ausgelegt. Alles nicht mehr so frisch. Es hängen hier auch überall noch alte Bilder. Eigentlich würde man erwarten, dass die Bilder dir auch noch hinterher gucken. Bilder und Einrichtung schon eher gruselig.

Ich geh nochmal ein wenig mit dem Fotoapparat rum. Wenn man mal in den Fenster im Erdgeschoss schaut sind eigentlich alle Zimmer eine Baustelle. Und Leute sieht man eigentlich nicht. Es kommt mir ein Mann entgegen, der irgendwas zu reparieren scheint. Ich könnte nicht sagen, dass der hier dazu gehört oder nicht.

Auf dem Parkplatz steht noch ein Auto und dann sogar mit deutschem Kennzeichen. Wir sind also nicht die einzigen die sparen wollten. Es gibt hier auch noch eine Küche. Wir haben mal probiert ob wir eine Pizza machen könnten. In dem einen Backofen auf jeden Fall nicht.

Wir fahren jetzt nochmal in die nächste Ortschaft nach Lairg. Da gibt es noch einen Spar Markt der geöffnet hat. Alle anderen Möglichkeiten sich etwas zu Essen zu holen sind bereits geschlossen. Es gibt dann aber final doch keine Pizza sondern belegte Sandwiches.

Bei der Ankunft lagen hier aber auch zwei handschriftliche Begrüßungen. Ein „Willkommen“ in einer Klappkarte in einem Umschlag, wie einer Glückwunschkarte. Und dann gabs noch ein Schreiben, dass das Wasser hier mal gelb sein kann. Das Wasser hier kommt aus einem Moor und kann daher mal Sediment enthalten. Daneben auch zwei frische Äpfel und eingeschweißte Crossaints und Schokobrötchen.

Wir sind gespannt was heute Nacht an Regen noch runterkommen wir und was uns das Wetter Morgen bringen wird. Morgen werden wir den nördlichsten Punkt unserer Reise erreichen und mit Durness auch einen der nördlichsten Orte des britischen Festlandes.

cheers.
Sebastian

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